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Ratgeber: Der Weg in die Selbstständigkeit

Autor  Sven Wilke
Überprüft von  Ivan Bevanda
Aktualisiert: 4. April 2024

Viele Menschen in Deutschland spielen mit dem Gedanken, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Laut Statistischem Bundesamt gab es in Deutschland im Jahr 2018 etwas mehr als 4 Millionen Selbstständige. Viele haben sich für diesen Schritt entschieden, da die Selbstständigkeit Arbeitszeiten nach eigenen Vorstellungen verspricht und auch sonst ein hohes Maß an Selbstbestimmung erlaubt.

Auch sind die Verdienstmöglichkeiten weitaus größter, da Sie als Selbstständiger direkt von den Gewinnen profitieren können. Besonders in Zeiten der digitalen Netzwerke ist es heutzutage günstiger denn je, eine gute Geschäftsidee zu realisieren.

Doch wenn es so einfach wäre, erfolgreich selbstständig zu sein, hätte sich der Großteil der Bevölkerung bereits für den Weg in die Selbstständigkeit entschieden. Es gibt eine Menge von Vorteilen und Nachteilen, die Sie berücksichtigen sollten.

Vorteile und Nachteile der Selbstständigkeit im Überblick

  • Freiheit durch Selbstbestimmung hinsichtlich Zeit und Projekte
  • Abwechslung
  • Hohes Verdienstpotenzial
  • Ansehen
  • Verantwortung
  • Finanzielles Risiko und Existenzängste
  • Viel Administration
  • Einsamkeit durch mangelnde soziale Kontakte

Dass der Weg in die Selbstständigkeit ein möglicher, aber holpriger Weg ist, belegen auch Zahlen des Instituts für Mittelstandsforschung in Bonn.

mmer weniger Menschen entscheiden sich für eine Existenzgründung – waren es 2013 noch 422.000, lag dieser Wert fünf Jahre später bei 367.000.

Insbesondere Start-up-Gründer haben es sehr schwer, langfristig profitabel zu bleiben. Laut dem Manager Magazin scheitern sogar neun von zehn Start-ups!

Die Gründe sind vielzählig. Zum Beispiel scheitert es häufig an mangelnder Vorbereitung, finanziellen Nöten der Unternehmer oder purer Selbstüberschätzung.

Wir wollen Sie nicht weiter demotivieren und präsentieren Ihnen in diesem Beitrag, wie folgende Personengruppen den Weg in die Selbstständigkeit finden:

  • Arbeitslose
  • Angestellte

Arbeitslos selbstständig machen

Sich als Arbeitsloser selbstständig machen, ist das überhaupt eine Option? Ja, für zahlreiche Menschen ist es eine aussichtsreiche Möglichkeit, die nach einigen Jahren ohne Beschäftigung ein Licht am Ende des Tunnels aufscheinen lässt.

Förderung für eine Existenzgründung aus der Arbeitslosigkeit gibt es übrigens vom Staat – sowohl für Empfänger von Arbeitslosengeld I sowie Arbeitslosengeld II.

Empfänger von Arbeitslosengeld I – Gründungszuschuss

Wenn Sie Arbeitslosengeld I empfangen und sich selbstständig machen möchten, so haben Sie ein Recht auf den sogenannten Gründungszuschuss.

Insgesamt besteht die Möglichkeit, den Gründungszuschuss in zwei Phasen für maximal 15 Monate zu erhalten. Die erste Phase dauert sechs Monate, während die zweite Phase sogar neun Monate dauert.

Gründungszuschuss für Empfänger von ALG I

Die Höhe des Gründungszuschusses beträgt für Empfänger des Arbeitslosengeld I rund 300,- EUR. Den Betrag gibt es vom Jobcenter aber nicht einfach so. Sie müssen einen Geschäftsplan erstellen, der durch eine fachkundige Stelle geprüft wird.

Darin müssen Sie belegen, dass es sich um ein realisierbares sowie sinnvolles Konzept handelt. Wird der Businessplan abgelehnt, gibt es keinen Gründungszuschuss!

Empfänger von Arbeitslosengeld II – Einstiegsgeld

Wer Arbeitslosengeld II empfängt und sich selbstständig machen möchte, der kann auch hier auf finanzielle Unterstützung durch den Staat hoffen – nämlich das Einstiegsgeld.

Wer als Empfänger von ALG-II den Weg in die Selbstständigkeit beschreitet, kann die Unterstützung maximal über einen Zeitraum von 24 Monaten beziehen.

In der Regel wird sie aber erst einmal für das erste halbe Jahr bewilligt. Anders als beim Gründungszuschuss gibt es keine festgelegte Höhe – die liegt im Ermessen des Sachbearbeiters im Jobcenter. Umso wichtiger ist es, einen nachvollziehbaren und realistischen Businessplan vorzulegen, um die Chancen zu erhöhen.

Gut zu wissen

Wer sich arbeitslos selbstständig machen möchte, hat zudem ein Recht auf eine geförderte Beratung. Diese sollten Sie in Anspruch nehmen, um das Maximum an professioneller Beratung einzuholen.

Bei der Selbstständigkeit handelt es sich um einen großen beruflichen Schritt, den Sie nicht auf die leichte Schulter nehmen sollten!

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In vielen Fällen kann auch ein Kredit für Arbeitslose beziehungsweise ein Kredit ohne Einkommensnachweis den finanziellen Spielraum erweitern.

Ein Selbstständiger gilt übrigens als arbeitslos und kann dementsprechend auch Arbeitslosengeld beziehen, wenn die Ausübung der Tätigkeit weniger als 15 Stunden pro Woche beträgt.

Es ist also nicht nötig, das Gewerbe abzumelden oder komplett mit der Tätigkeit aufzuhören.

Aus der Anstellung in die Selbstständigkeit

Sie sind Angestellt und wollen sich nebenberuflich selbstständig machen? Auch das ist natürlich möglich – jedoch gibt es einige Regeln bezüglich der Krankenversicherung, Steuererklärung und dem Freibetrag, die wir in diesem Abschnitt klären.

Im Folgenden finden Sie Gründe, warum Angestellte die Entscheidung treffen, sich nebenberuflich selbstständig zu machen:

Gründe für eine solche Entscheidung

  • Schaffung einer Basis für Vollzeit-Selbstständigkeit
  • Geschäftsideen ausprobieren
  • Fähigkeiten nutzen
  • Erwerbsalternative

Es gibt einige Gründe sowie Vorteile, sich nebenberuflich für den Weg in die Selbstständigkeit zu entscheiden, jedoch sollten Sie auch beachten, dass Sie durch die doppelte Belastung weniger Freizeit haben und Anforderungen an die Selbstdisziplin hochschrauben müssen.

Um sich nebenberuflich selbstständig machen, muss der Hauptberuf den Arbeitsmittelpunkt bilden – so ist es möglich, 18 Stunden pro Woche für die nebenberuflichen Tätigkeiten zu nutzen.

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Zuerst einmal ist es sinnvoll, aber nicht zwingend notwendig (darüber entscheiden Sie), den Arbeitgeber über das Vorhaben zu informieren. Anschließend müssen Sie einige Behördengänge tätigen – diese sind erforderlich, obwohl Sie sich nur nebenberuflich selbstständig machen.

Zuerst einmal geht es zum Gewerbeamt (gilt nicht für Freiberufler), wo Sie ihre nebenberufliche Selbstständigkeit anmelden. Dies kostet in der Regel zwischen 10,- und 40,- EUR. Diese Unterlagen werden an das Finanzamt weitergeleitet, das Sie kontaktiert und Ihnen eine Steuernummer zuteilt, damit Sie Rechnungen stellen können.

Als nebenberuflicher Selbstständiger möchte man natürlich wissen, wie es mit der Steuer aussieht und stellt sich die Frage „Wie viel darf ich überhaupt verdienen“?

Für Sie spielen drei Steuern eine wichtige Rolle:

  • Einkommenssteuer
  • Umsatzsteuer
  • Gewerbesteuer

Für nebenberuflich Selbstständige liegt der Freibetrag bei 24.500,- EUR pro Gewerbe pro Jahr. Wenn Sie zwei Gewerbe angemeldet haben, steht Ihnen der doppelte Betrag zur Verfügung.

Der wohl größte Vorteil, den „hauptberuflich Selbstständige“ nicht haben ist, dass Sie die gesetzliche Krankenkasse behalten können. Trotzdem ist es nötig, die Krankenkasse über den Weg in die nebenberufliche Selbstständigkeit zu informieren – um Grenzen zu erfragen. Je nachdem wie viel Sie verdienen, können zusätzliche Kosten anfallen.

Sie haben keinen Anspruch mehr auf die gesetzliche Krankenkasse, wenn Sie:

  • mehr als 20 Stunden die Woche selbstständig sind
  • den meisten Unterhalt aus der Selbstständigkeit kassieren
  • einen sozialversicherungspflichtigen Mitarbeiter einstellen

Achten Sie also darauf, sich an die Voraussetzungen zu halten – sonst fällt ein weitaus höherer Betrag für die Krankenkasse an! Dasselbe gilt für die Rentenversicherung! Auch für nebenberuflich Selbstständige gibt es Unterstützung – erkundigen Sie sich hier nach Fördermöglichkeiten!

Fazit

Viele Menschen wünschen sich, den Traum von der Selbstständigkeit zu verwirklichen. Dem steht im Prinzip nichts im Wege.

Für Arbeitslose sowie Angestellte ist es möglich, sich selbstständig zu machen und dafür eine Unterstützung zu erhalten. Wichtig ist, dass Sie das Vorhaben nicht auf die leichte Schulter nehmen, da das finanzielle Risiko sehr hoch sein kann.

Informieren Sie sich über Ihre Möglichkeiten und erstellen Sie einen guten und detaillierten Business-Plan, um Chancen und Potenziale für Ihr Geschäft auszuloten.

Bedenken Sie auch, dass die Selbstständigkeit viele Nachteile mit sich bringen kann, wie zum Beispiel eine hohe psychische Belastung durch finanzielles Risiko und hohen administrativen Aufwand.

Wenn Sie auf dem Weg in die Selbstständigkeit die richtigen Schritte tätigen, dann überwiegen die Vorteile, zu denen bessere Verdienstmöglichkeiten und ein hohes Maß an Selbstbestimmung gehören. Viel Glück!

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Sven Wilke ist Chief Operating Officer von Financer Deutschland und seit 2019 für das internationale Online-Vergleichsportal tätig. Während seiner Beschäftigung bei Financer konnte er mehrere Millionen Klicks generieren und hat mehr als 100 Gastbeiträge für Wirtschaftszeitungen sowie Finanzmagazine verfasst. Der Schwerpunkt seiner Expertise liegt im Bereich Kredite, Verbraucherschutz sowie wirtschaftspolitische Themen.

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